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12. August 2010

Kyoto – Schwimmen und Schwitzen


Vor dem Schwimmen war das Schwitzen und hier mal ein paar Möglichkeiten, wie man in Japan dem Schweiß entgegenwirkt. Viele Leute haben Fächer und der Rest trägt Handtuch. Ich habe jetzt übrigens auch eines… ein original Date-Masamune-Samuraikodex-Schwitzabwisch-Handtuch in benutzerfreundlichem Grau-schwarz! Bloß kein Neid!
Aufgrund der hohen Temperaturen und meinen anstrengenden Touren tagsüber, habe ich mir ein Hotel mit Pool gebucht, um mich abends zu entspannen. Vor dem Entspannen haben die Japaner aber Regeln aufgestellt: Als ich zum Tresen des Spas kam und mich der Angestellte erblicke, begann schon mal die Aufregung, da er kein Englisch konnte und  erst mal nervös nach einer Kollegin Ausschau hielt, um schnell danach verschwinden zu können. Sie hat dann die ganze „große“ Sache übernommen und mir erst mal einen Bogen mit Regeln vor die Nase gelegt, die ich beachten muss, wenn ich Baden möchte. Erst einmal war die Frage, ob ich Schwimme oder nicht. Wenn ja, dann ist für mich Badehose, Handtuch und BADEKAPPE Pflicht. Wenn ich nur im Wasser laufen würde, brauche ich auch keine Kappe. Ich habe das letzte Mal eine solche BADEKAPPE vor 20 Jahren getragen, naja ok. Dann ging es weiter mit den Regeln. Man darf: kein Tattoo haben, nicht zu einer Gang gehören, nicht betrunken oder übermüdet sein, keine Hautkrankheiten haben und schwanger auch nicht. Check, alles klar. Schwangerschaftstest hatte ich leider nicht dabei, aber es sollte auch ohne gehen ;). So, dann wollte ich mich umziehen, aber ich durfte nicht ohne Anweisung eines Mitarbeiters in die Umkleide. Der englischsprachige Kollege war leider nicht da und der Angestellten ist der Zutritt zur Herrenumkleide untersagt. Dann meinte ich nur, dass ich schon wüsste wie so eine Umkleide aussieht und was man da so macht. Das war anscheinend genug und ich bekam, zu ihrer Erleichterung, nur noch schnell eine englischsprachige Umkleidenlandkarte zur Orientierung mit. Da stand ich nun und zog mich um. Als ich dann den Schrank abschließen wollte, ging er aber leider nicht zu und ich bemerkte, dass ich zusätzlich zum Schlüssel auch noch eine spezielle Karte benötige. Also ging ich gegen jede Regel und Etikette nur in Badehose bekleidet raus zum Eingangstresen und bat um eine Schrankkarte. Der Angestellten war es oberpeinlich, da sie in der Aufregung vergessen hatte mir die Karte zu geben und ich wegen ihr nochmal halbnackt raus kommen musste. Dann war es endlich soweit und ich näherte mich der Pooletage, war nur die Frage: Duschen? Waschen? Wieder Ausziehen, gründlich Einseifen, Abspülen, wieder Badehose anziehen und vorher abtrocknen, da man nicht nass rumlaufen darf? Keine Ahnung und ich habe einfach geduscht, sodass jeder sieht, dass ich nicht dreckig ins Wasser gehe. Wie ich aber in den nächsten Tagen festgestellt hatte, wird dieser Terz nur anscheinend fürs Onsen/heiße Wasser betrieben, wenn man in einen kleinen „Pool“ geht, nicht in einem großen Pool, obwohl das auch nichts anderes ist und zwei kleine Jacuzzi waren ja auch neben dem großen Becken, aber das muss ich nicht verstehen. Zurück zum entspannten Schwimmen!  Also geduscht ging ich hoch in die Pooletage mit Blick auf den Himmel und das nächtliche Kyoto. Gleich am Eingang wurde ich Abgefangen, um mir die nächsten Regeln anhören zu können. So ein Pool ist ja nicht nur ein rechteckiges mit Wasser gefülltes Loch. Es gibt richtige Verkehrsregeln. Also es war vier Bahnen. Die Erste nur für Nichtschwimmer, die im Wasser laufen, zwei, drei und vier waren für Leicht-, Mittel- und Expertenschwimmer… da musste ich mich dann mit meinem Brustschwimmhundepattelstil irgendwo einfinden, aber immer rechts in der Bahn halten!!!! Ich habe mir dann die am wenigsten frequentierte Bahn ausgewählt und bin einfach reingeglitten. Der Poolverantwortliche zeigte leichte Besorgnisfalten in seinem Gesicht, die ich mit einem zustimmenden na-?-hab -ich-alles-richtig-gemacht-Kopfnicken nicht mildern konnte, aber das war mir dann auch egal. So, dann konnte ich endlich schwimmen, aber immer konzentrieren, rechts halten, auf Mitschwimmer achten und egal was passiert, bloß keinen Spaß entwickeln… Vorsicht, kein Spaß… immer schön an die Regeln halten. In Japan heißt es, seine Bahnen in mehr oder weniger perfektem Stil durchziehen und dann wieder nach Hause gehen. Viele Japaner können übrigens nicht schwimmen, daher die Laufbahn. Sie ist auch am höchsten frequentiert, aber auch hier gilt: immer rechts halt, die Sache ernst nehmen und vorher möglichst gut aufwärmen. Nicht, dass man sich beim Laufen oder Schwimmen noch was zerrt und im 1,20m tiefen Becken jämmerlich ertrinken muss. Naja, war dann aber dann doch ganz lustig, weil man jeden Abend die gleichen Leute getroffen hat und auch schön im Außenjacuzzi entspannen konnte. Nach dem Schwimmen bekam ich dann etwas Panik, da ich mich ja auf Japanisch waschen musste, da in den Duschen kein Duschgel vorhanden war. Also musste ich nackt in den dunklen Waschraum mit Onsen und er war voll mit Japanern, die mich skeptisch beäugten. Es war totenstill. Ich bin dann schnell auf den nächst gelegenen Schemel geglitten und fing an mich zu waschen. Das funktioniert dann genauso wie bei uns mit Duschgel und Shampoo und so. Was dann richtig Spaß macht, ist das Abwaschen mit einer Schüssel, da man einen ganzen Schwall Wasser über sich ergießen lassen kann. Ich habe das bestimmt total rebellisch und mit ganz viel rum spritzen gemacht, aber das war mir egal. Es sollte ja jeder merken, dass ich das Verstanden habe. In die Wanne bin ich dann aber danach nicht gestiegen. Das war mir dann doch zu komisch, mit allen in einem „Boot“ zu sitzen. Was mir aber allerdings aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass ich der Letzte war, der rein kam und der Erste, der wieder raus aus dem Waschraum war. Ich habe mich sehr gründlich gewaschen, aber bei den Japaner ist waschen und baden todernst…kein Spaß, nein, bloß keinen Spaß entwickeln, das ist kein Spiel, das ist waschen!

2 Kommentare:

  1. tolle Zeremonie, spannend und nervig zugleich. das nächste mal: am Poolrand sitzend eine rauchen und ins Wasser aschen. was passiert dann? Herzinfarkte? Interkontinentale Verwicklungen? 3. Weltkrieg?
    Alex

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  2. Wie geil ist das denn?!?!?!

    Annika

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