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7. September 2010

Küchendienst



Als ich am letzten Mittwoch nach Hause kam, befand sich ein großer Hefter in meinem Briefkasten. Ich brauchte ihn mir nur kurz anzuschauen und es viel mir wie Schuppen von den Augen: 1 Woche Küchendienst!
Da ich nur ein Einzelzimmer bewohne, habe ich keine eigene Küche, sondern eine, die ich mir mit allen anderen auf dem Stockwerk teilen muss. Jeder ist dann mal für eine Woche lang Küchendienst und muss den Boden, die Spüle, den Herd, die Arbeitsflächen und die Tische reinigen, sowie den Müll raus bringen. In meinem Hefter befinden sich dazu alle nötigen Regeln, Beschreibungen und Checklisten, die ich mit Datum, Uhrzeit und Art der Tätigkeit versehen muss. Ja, alles hat hier seine Ordnung! Das Problem nur ist, dass ich die Küche seit dem Tag meines Einzugs, also vor drei Monaten, nicht mehr betreten hatte. Ich bin quasi für einen Bereich zuständig, den ich nicht mal kenne. Gemeinschaftsküchen sind nicht so mein Ding: meine hier ist zwar auf Grund der vielen Regeln vergleichsweise sauber, aber trotzdem riecht es nach altem Öl, Knoblauch und alles hat einen leichten Fettfilm…bäh! Daher habe ich auch meine Ernährung auf gesunde Fertigkost umgestellt: Ich bin jetzt Mikrowelliarier! (Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich mich mal davon ernähren werde!) Zurück zum Putzen: Ich bin für 7 Tage verantwortlich und muss davon 5 Tage auf meiner Liste nachweisen. Den ersten Tag hatte ich ja schon irgendwie verpasst. Am nächsten Morgen stand schon eine riesige Mülltüte für mich bereit und die neue Tüte war auch schon wieder gut gefüllt.  Bevor ich mich um den Müll kümmerte, kam erst der Kontrollgang: Spüle, check; Herd, check; Anrichte, check, Böden, check; Tische, check…ja ich bin sehr pflichtbewusst und alles, ohne auch nur das Licht anzuschalten oder die Küche zu betreten. Da es am zweiten Tag meines Dienstes sauber war, konnte ich davon ausgehen, dass es am Tag zuvor auch schon so war. Also konnte ich schon zwei von 5 Tagen auf meiner Liste abhaken (einige Objekte bekamen ein Dreieck für „Check“ und andere einen Kreis für „gesäubert“), ohne irgendwas gemacht zu haben. Außer natürlich der Müll! Mülltrennung wird sehr groß geschrieben. Es gibt hier auch keine Mülltonnen, und öffentliche Mülleimer sowieso nicht. Jeder trägt seinen Müll mit sich rum und trennt ihn dann zu Hause nach allen Regeln der Kunst: Hausmüll in die grünen und gewaschenes Plastik in die roten Beutel. PET-Flaschen werden befreit von Deckel (Plastikmüll) und Etikett (Hausmüll oder Plastik), ausgewaschen und zertreten.  Büchsen und Glasflaschen werden auch gesondert  entsorgt und das Papier wird ordentlich gebündelt (es soll sogar im Fernsehen Ratgeber zum schicken bündeln geben, damit es vor den Nachbarn besonders akkurat aussieht). Alles wird natürlich an unterschiedlichen Tagen abgeholt und muss am Morgen rausgestellt werden, da es ja keine Tonnen gibt (wir haben aber Tonnen). Aber all diese Regeln sind ja Gott sei Dank in meinem Hefter für den Küchendienst beschrieben. Nach der Meinung der Japaner, stehen sie in Sachen Umweltbewusstsein an erster Stelle, klar, weil sie sich auch nur mit USA und China vergleichen. Ich kann mich noch an meinen ersten Tag erinnern als ich die Einweisung von der Managerin bekam. Sie meinte zu mir: Ach, das Mülltrennungssystem ist für Ausländer zu schwierig, da können sie auch eigentlich alles in den Hausmüll werfen. Das wird bei Ausländern geduldet! Ok. Also nahm ich den Feinsäuberlich getrennten Müll und stopfte ihn in die Tüte mit dem Hausmüll…Ich bin ja nur Ausländer und der weiß es nicht besser!  

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