Die Gutmütigkeit ist in den Köpfen der Japaner so stark ausgeprägt, dass man sie einfach ausnutzen muss, auch wenn man das gar nicht will. Das tun sie alles nur, um die Harmonie nach außen zu wahren, obwohl sie einen wahrscheinlich lieber köpfen möchten. Gestern habe ich mal wieder meine Miete bezahlt. Es waren 40063 Yen und ich war einen Tag zu spät dran. Als ich mich dafür bei der Managerin entschuldigte, meinte die nur, dass hier alle immer zu spät bezahlen und dass das absolut kein Problem wäre. Sie hatte einen leicht resignierten Ton, wahrscheinlich weil ich der Erste überhaupt war, der für den Monat bezahlt hatte. Die 63 Yen wollte ich ausnutzen, um etwas Kleingeld loszuwerden. Hier gibt es nur Yen und keine Cent-Einheit. Dafür sind dann aber auch die 1 Yen Stücke quasi nutzlos. Sie sind aus Aluminium, wiegen im Prinzip nichts und ein ganzer Haufen davon verrottet in meiner Schublade. Also fing ich an zu zählen und bildete vor mir 6 schöne silberne Alutürmchen zu 10 Yen. Als ich dann 63 Münzen in der Hand hatte, zwischenzeitlich auch mal runter fallen gelassen hatte, kam mir das dann doch zu dreist vor und ich ersetze 30 Münzen mit 6 5-Yen Stücken, die eigentlich auch nicht viel nützlicher sind. Bei der Managerin entschuldigte ich mich natürlich sofort, als ich die 39 Münzen auf den Tisch legte. Sie brachte nur einen „haahahah“-Juchzer hervor, um ihr deutliches missfallen im Gesicht zu überspielen. Ich habe mich daraufhin noch einmal mit Verbeuger entschuldigt, was quasi vergleichbar mit 30 Rosenkränze beten ist und somit von jeglicher Sünde freiwäscht. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als mich von jeder bösen Absicht freizusprechen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und mit mir zweimal alle Münzen durch zu zählen. Und ich bin mir ziemlich sicher: Nach einem weiteren Verbeuger hätte ich auch mit 40063 einzelnen Yenstücken bezahlen können und sie hätte sich trotzdem noch bedankt.
22. September 2010
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen