Neulich war ich das erste Mal in einem Club in Sendai…allein, da ich es aufgegeben habe, meine Kollegen zu fragen, ob sie mit möchten. Jeder weiß, dass ich gerne in Clubs gehe und man muss mich nur fragen, was übrigens sogar letzte Woche einer gemacht hat…das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die anderen hingegen denken, dass man nur in einen Club geht, um abgeschleppt zu werden bzw. selber abzuschleppen…und das erzählen sie so als würden sie von einem Swingerclub sprechen. Abschleppen, ist ihrer Meinung nach, der einzige Grund, warum Clubs überhaupt existieren und Sommerfeste in Grundschulen übrigens auch (davor wurde ich tatsächlich gewarnt, frage mich nur, wer mich da abschleppt: Oma, Mutter oder die minderjährige Tochter). Es gibt hier auch tatsächlich einige in meinem Alter, die noch nie in einem Club waren und mich dann fragen, was daran so toll wäre. Meine Antwort lautet dann nur: Probieren! Ich hatte ja schon vor Wochen mal gefragt, wo man denn hier so am Wochenende hin geht und was gerade angesagt wäre. Ein anderer meinte sogar, dass es mal ein oder zwei Clubs gab, die aber bestimmt schon längst zugemacht hätten, weil keiner mehr in die Innenstadt geht….BULLSHIT²!!! Als ich also weder den Namen einer Bar oder eines Clubs bekam, machte ich mich allein auf die Suche und fand unter vielen anderen auch den Club ADD. Das ist ein Club im Untergeschoss eines älteren Bürogebäudes mitten in der Stadt. Am Eingang bezahlte ich die üblichen 20 Euro Eintritt und war erstaunt über die Türpolitik. In Berlin ist man eigentlich in jedem Club willkommen, vorausgesetzt man kommt rein! In Japan kommt wirklich jeder rein, der alt genug ist. Das war hier in Sendai, aber auch in Tokyo so. Zurück zum ADD! Unten gab es dann eine Tanzfläche und einen separaten Chillout-Bereich mit je einer Bar. Ich kann mich immer noch nicht an die Größen der Clubs hier gewöhnen, da ich mir eher wie in einem Jugendclub vorkam und auch nur ein paar angetrunkene Japaner auf der Tanzfläche wankten. Ich war irgendwie enttäuscht, weil es einfach nur öde war, obwohl doch der Club an diesem Abend 7jähriges Jubiläum feierte und extra einen DJ aus New York gebucht hatte. Ok, ich hatte mir gesagt: „ Du gibt’s dem Ganzen 2-3 Gin Tonic und wenn sich dann nichts bessert, dann geht’s ab nach Hause“. Das war so gegen 00.30Uhr und in Berlin geht es ja auch teilweise erst um 3.00 Uhr morgens richtig los (aber im Ausland ist das meistens früher). Ich bin froh, dass ich mit der (Gin Tonic-)Einstellung durchs Leben gehe, da nach einer Weile plötzlich der „Schalter“ umgelegt wurde und die Leute in die Räumlichkeiten strömten. Damit kam dann auch Stimmung und Atmosphäre ins „Kellerloch“. Ich muss auch sagen, dass ich nicht so eine gute Anlange und Licht-Technik erwartet hätte. Es treten hier in Sendai übrigens auch alle angesagten DJs auf Tokyo und dem Rest der Welt auf. Erst letzte Woche spielte DJ Kyoko im Club Shaft, die in Tokyo eine ganz große Nummer ist und ich auch schon auf der Audio gesehen hatte. Am Freitag spielt im Shaft DJ Sarasa, die ich vor zwei Wochen im Baron de Paris gesehen habe. Was will man mehr. Außerdem fand ich das Publikum im Vergleich zum einheitlichen Ambush-hiphop-punk-möchtegern-badboy-Stil in Tokyo überraschend individuell. Jeder hatte einen anderen… seinen Stil und lebte ihn einfach. Das ist auch das, was für mich einen gute Clubnacht ausmacht! Später habe ich dann noch eine Japanerin kennengelernt, die eine Zeit lang in Deutschland lebte und auch alle Berliner Clubs kennt. Das war mal eine willkommene Abwechslung für mich und sie hat mich auch allen ihren Freunden inkl. Club Chef vorgestellt und das nicht nur einmal, da sie auch schon ziemlich voll war … so wie viele andere auch. Aber das kennen wir ja schon, nur das man in Sendai auch neben der Tanzfläche komatös liegen kann, bis man wieder einigermaßen aufrecht stehen kann. Faszinierend fand ich auch die Tatsache, dass man sein IPhone einfach so im Club auf den Tisch legen kann, dann Tanzen geht und es immer noch da liegt, wenn man zurück kommt. Ich habe mir auch schon angewöhnt einige Sachen irgendwo unbeaufsichtigt liegen zu lassen oder nicht zu sichern. Das muss ich mir in Deutschland wieder ganz schnell abgewöhnen. Ach und übrigens erzählte ich dann am Montag darauf einer Kollegin, dass ich in einem Club in Sendai war. Sie fragte dann nur, ob jemanden kennengelernt (sie meinte wahrscheinlich abgeschleppt) hätte. Als ich das bejahte, war für sie der Fall klar: Aufgebot und Ringe sind bestellt und die ersten Kinder sind auch schon unterwegs (ist etwas übertrieben ausgedrückt, aber so in der Art hat sie es wirklich gedacht). Ich bin der Überzeugung, dass es auch hier wieder zwei Extreme gibt: Die einen, die ihr gesamtes Leben um die Arbeit aufbauen und die, die dasselbe mit Sex, Drugs und Rock’n‘Roll machen. Für mich sind beide Extreme ungesund, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.
23. September 2010
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