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30. September 2010

Shinjuku schon wieder....











Eigentlich wollte ich ja für mein Cluberlebnis in Shibuya übernachen, aber zum Wochenende ist  immer jedes Hotel restlos ausgebucht. Also blieb mir nur Shinkjuku übrig, da es am nächsten gelegen und bezahlbar war. So hatte ich aber die Chance mir einen wichtigen zweiten Eindruck vom Banken- und Amüsierviertel zu holen. Beim ersten Mal hatte ich ja dort im KabukiCho Viertel übernachtet und fand mich mitten im Rotlichtviertel wieder. Dem entsprechend war auch mein Eindruck von Shinjuku. Dieses Mal aber war ich am südlichen Ende des Bahnhofs einquartiert und habe so die schönen Seiten des Viertels kennen lernen können. Westlich liegt der Wolkenkratzer District mit seinen vielen leuchtenden Hochhäusern, Banken und Bürotürmen. Östlich vom Bahnhof gibt es unzählige Shops, Kaufhäuser, Restaurants und Bars. Am Besten fand ich jedoch den südlichen Bereich nahe meines Hotels. Dort wurde quasi über dem Bahnhof eine riesige Terrasse gebaut, auf der man Restaurants und einige wenige Shops findet. Dadurch ,dass die Fläche erhöht gebaut ist, hat man den ganzen Tag Sonne und kann bei einem Kaffee entspannen oder, wie so viele, einfach nur auf den viele Bänken sitzen und die Welt vorbei ziehen lassen.

29. September 2010

Trump zweiter Versuch












Also im Trump room in Shibuya war „School night in the jungle“ angesagt. Trump ist der Club, den ich zwei Wochen zuvor vergeblich gesucht hatte, weil ich die falsche Adresse ausgedruckt hatte. Dieses Mal bin ich auf Nummer sicher gegangen und habe alle möglichen Orte, die man im Internet finden kann, notiert. Da es alles sehr kurzfristig war, konnte ich natürlich auch kein Hotel mehr in Shibuya buchen und musste auf Shinjuku ausweichen. Das ist an sich kein Problem, da es nur zwei Stationen mit dem Zug von Shibuya entfernt liegt, aber ich war ja als Indianer verkleidet und musste so durch die belebtesten Viertel fahren. Da war mir schon etwas mulmig zu Mute und ich habe auch kurz gezweifelt, aber dann dachte ich an die Millionen von Lolitas, Visual Keys und Cosplayers, die in der Stadt rum laufen. Also machte ich mich auf den Weg und fiel doch ganz schön auf, da ich eben nicht wie ein Cosplayer oder Visual Key (Tokio Hotel) aussah, sondern wie ein Indianer.
Der Trump room  hat drei Etagen und ist über und über mit Kronleuchtern, barocken Spiegeln, Samtsofas und allerhand Kitsch dekoriert. Das war wirklich beindruckend und eine echt coole Atmosphäre, vor allem wenn ein Indianer auf ner Samtcouch Platz nimmt. Nachdem dann alle genug Alkohol intus hatten, war es die gewohnte ausgelassene Party in Japan. Das führte dann wieder soweit, dass die Sofas reihenweise mit schlafenden Leuten belegt waren, sofern sie nicht an der Strippstange tanzten. Ich glaube aber, dass die Leute einfach nur im Club schlafen, weil sie eh bis morgens um 5 Uhr warten müssen, bis die Busse und Züge wieder fahren. Da schläft es sich besser im Club als am Bahnhof…denke ich.
Mein Kostüm ist jedenfalls sehr gut angekommen und wurde von mindestens 5 verschiedenen Fotografen mehrfach geknipst. Das war mal eine interessante Erfahrung: Darf ich dich fotografieren? Bleib so! Jetzt nur das Gesicht! Nochmal. usw. … Aber es ist ein echt gutes Gefühl, dass ich es auch schaffe, in einer 20 Mio Metropole wie Tokyo aufzufallen.  

27. September 2010

Kleines Quiz

Was macht David mit: Jogginghose, 2Euro Tshirt,  total angesagter Herrenleggings, Kleopatraperücke, Schnürsenkeln (rot und schwarz), Golddraht, rotem Draht, schwarzem und doppelseitigem Klebeband, schwarzer Farbe, Kofferschild, Buddhaarmbändern, Küchenuntesil, Federn, Küchengarn, Bast und Brillenhalter? - Die Antwort folgt morgen!

24. September 2010

Von Fischwirbelsäulen und rohen Eiern





Es gibt hier schon einige Gerichte, die etwas merkwürdig anmuten, aber immer unter dem Aspekt der gesundheitsfördernden Wirkung sehr beliebt sind. In relativ vielen Gerichten ergibt sich die Möglichkeit ein fast rohes Ei reinzuschlagen und mit dem Rest zu vermengen. Das ist aber dann kein gewöhnliches Ei, sondern ein Onsentamago, also ein Ei, dass in einer heißen natürlichen Quelle gegart wurde. Das Ei ist dann voll von Mineralien und anderen tollen Stoffen…sagt man. Außerdem, soll es einen leicht schwefligen Geschmack in der Quelle annehmen. Das kann ich nicht bestätigen, aber die Eier schmecken hier schon etwas anders…würziger (nur ganz leicht) irgendwie, sodass ich aber gar kein Salz benötige. Das erste Onsentamago habe ich voller Begeisterung und Neugier im 7eleven gekauft. Leider wusste ich da noch nicht, dass es fast roh ist und ich habe es zu Hause gleich nach dem Öffnen und dem Anblick des wabbligen Inneren weggeworfen. Nummer zwei habe ich dann hier in der Mensa auf mein Rindfleisch mit Reis geschlagen bekommen. Ich glaube allerdings nicht, dass dieses Ei in einem Onsen gegart wurde oder muss tatsächlich jede Küchenfrau einmal am Tag mit ner Stiege Eier ins heiße Wasser steigen?! Aber auf warmen Speisen schmeckt es wirklich ganz gut, nur wenn ich meine kalten Sobanudeln oder Tunfischsashimi mit rohem Ei verquirrle (das wird dann auch nocg irgendwie vorher aufgeschäumt) wird mir ganz anders.
Eine weitere sehr gesunde Angelegenheit, ist Fischknochen essen. Eines Tages kam ich nichts ahnend in den Aufenthaltsraum und sah dort viele bunte Tüten mit Knabberzeug liegen. Ich habe mich sofort drauf gestürzt, bin aber auch so schnell wieder davon abgekommen. Diese Tüten sahen aus wie kleine bunte Massengräber mit unzähligen Wirbelsäulen drin. Es gibt sie auch in verschiedenen Geschmacksrichtungen (Salz und Soja) und sie seien sehr gesund. Das meinten zumindest die anderen als sie genüsslich alle Tüten aufknabberten. Da konnte ich nur sagen: „Das ist nicht lecker! Das ist gesund!“ – About a Boy

23. September 2010

Club ADD



Neulich war ich das erste Mal in einem Club in Sendai…allein, da ich es aufgegeben habe, meine Kollegen zu fragen, ob sie mit möchten. Jeder weiß, dass ich gerne in Clubs gehe und man muss mich nur fragen, was übrigens sogar letzte Woche einer gemacht hat…das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die anderen hingegen denken, dass man nur in einen Club geht, um abgeschleppt zu werden bzw. selber abzuschleppen…und das erzählen sie so als würden sie von einem Swingerclub sprechen. Abschleppen, ist ihrer Meinung nach, der einzige Grund, warum Clubs überhaupt existieren und Sommerfeste in Grundschulen übrigens auch (davor wurde ich tatsächlich gewarnt, frage mich nur, wer mich da abschleppt: Oma, Mutter oder die minderjährige Tochter). Es gibt hier auch tatsächlich einige in meinem Alter, die noch nie in einem Club waren und mich dann fragen, was daran so toll wäre. Meine Antwort lautet dann nur: Probieren! Ich hatte ja schon vor  Wochen mal gefragt, wo man denn hier so am Wochenende hin geht und was gerade angesagt wäre. Ein anderer meinte sogar, dass es mal ein oder zwei Clubs gab, die aber bestimmt schon längst zugemacht hätten, weil keiner mehr in die Innenstadt geht….BULLSHIT²!!! Als ich also weder den Namen einer Bar oder eines Clubs bekam, machte ich mich allein auf die Suche und fand unter vielen anderen auch den Club ADD. Das ist ein Club im Untergeschoss eines älteren Bürogebäudes mitten in der Stadt. Am Eingang bezahlte ich die üblichen 20 Euro Eintritt und war erstaunt über die Türpolitik. In Berlin ist man eigentlich in jedem Club willkommen, vorausgesetzt man kommt rein! In Japan kommt wirklich jeder rein, der alt genug ist. Das war hier in Sendai, aber auch in Tokyo so. Zurück zum ADD! Unten gab es dann eine Tanzfläche und einen separaten Chillout-Bereich mit je einer Bar. Ich kann mich immer noch nicht an die Größen der Clubs hier gewöhnen, da ich mir eher wie in einem Jugendclub vorkam und auch nur ein paar angetrunkene Japaner auf der Tanzfläche wankten. Ich war irgendwie enttäuscht, weil es einfach nur öde war, obwohl doch der Club an diesem Abend 7jähriges Jubiläum feierte und extra einen DJ aus New York gebucht hatte. Ok, ich hatte mir gesagt: „ Du gibt’s dem Ganzen 2-3 Gin Tonic und wenn sich dann nichts bessert, dann geht’s ab nach Hause“. Das war so gegen 00.30Uhr und in Berlin geht es ja auch teilweise erst um 3.00 Uhr morgens richtig los (aber im Ausland ist das meistens früher). Ich bin froh, dass ich mit der (Gin Tonic-)Einstellung durchs Leben gehe, da nach einer Weile plötzlich der „Schalter“ umgelegt wurde und die Leute in die Räumlichkeiten strömten. Damit kam dann auch Stimmung und Atmosphäre ins „Kellerloch“. Ich muss auch sagen, dass ich nicht so eine gute Anlange und Licht-Technik erwartet hätte. Es treten hier in Sendai übrigens auch alle angesagten DJs auf Tokyo und dem Rest der Welt auf. Erst letzte Woche spielte DJ Kyoko im Club Shaft, die in Tokyo eine ganz große Nummer ist und ich auch schon auf der Audio gesehen hatte. Am Freitag spielt im Shaft  DJ Sarasa, die ich vor zwei Wochen im Baron de Paris gesehen habe. Was will man mehr. Außerdem fand ich das Publikum im Vergleich zum einheitlichen Ambush-hiphop-punk-möchtegern-badboy-Stil in Tokyo überraschend individuell. Jeder hatte einen anderen… seinen Stil und lebte ihn einfach. Das ist auch das, was für mich einen gute Clubnacht ausmacht! Später habe ich dann noch eine Japanerin kennengelernt, die eine Zeit lang in Deutschland lebte und auch alle Berliner Clubs kennt. Das war mal eine willkommene Abwechslung für mich und sie hat mich auch allen ihren Freunden inkl. Club Chef vorgestellt und das nicht nur einmal, da sie auch schon ziemlich voll war … so wie viele andere auch. Aber das kennen wir ja schon, nur das man in Sendai auch neben der Tanzfläche komatös liegen kann, bis man wieder einigermaßen aufrecht stehen kann. Faszinierend fand ich auch die Tatsache, dass man sein IPhone einfach so im Club auf den Tisch legen kann, dann Tanzen geht und es immer noch da liegt, wenn man zurück kommt. Ich habe mir auch schon angewöhnt einige Sachen irgendwo unbeaufsichtigt liegen zu lassen oder nicht zu sichern. Das muss ich mir in Deutschland wieder ganz schnell abgewöhnen. Ach und übrigens erzählte ich dann am Montag darauf einer Kollegin, dass ich in einem Club in Sendai war. Sie fragte dann nur, ob jemanden kennengelernt (sie meinte wahrscheinlich abgeschleppt) hätte. Als ich das bejahte, war für sie der Fall klar: Aufgebot und Ringe sind bestellt und die ersten Kinder sind auch schon unterwegs (ist etwas übertrieben ausgedrückt, aber so in der Art hat sie es wirklich gedacht). Ich bin der Überzeugung, dass es auch hier wieder zwei Extreme gibt: Die einen, die ihr gesamtes Leben um die Arbeit aufbauen und die, die dasselbe mit Sex, Drugs und Rock’n‘Roll machen. Für mich sind beide Extreme ungesund, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

22. September 2010

Gutmütigkeit

Die Gutmütigkeit ist in den Köpfen der Japaner so stark ausgeprägt, dass man sie einfach ausnutzen muss, auch wenn man das gar nicht will. Das tun sie alles nur, um die Harmonie nach außen zu wahren, obwohl sie einen wahrscheinlich lieber köpfen möchten. Gestern habe ich mal wieder meine Miete bezahlt. Es waren 40063 Yen und ich war einen Tag zu spät dran. Als ich mich dafür bei der Managerin entschuldigte, meinte die nur, dass hier alle immer zu spät bezahlen und dass das absolut kein Problem wäre. Sie hatte einen leicht resignierten Ton, wahrscheinlich weil ich der Erste überhaupt war, der für den Monat bezahlt hatte. Die 63 Yen wollte ich ausnutzen, um etwas Kleingeld loszuwerden. Hier gibt es nur Yen und keine Cent-Einheit. Dafür sind dann aber auch die 1 Yen Stücke quasi nutzlos. Sie sind aus Aluminium, wiegen im Prinzip nichts und ein ganzer Haufen davon verrottet in meiner Schublade.  Also fing ich an zu zählen und bildete vor mir 6 schöne silberne Alutürmchen zu 10 Yen. Als ich dann 63 Münzen in der Hand hatte, zwischenzeitlich auch mal runter fallen gelassen hatte, kam mir das dann doch zu dreist vor und ich ersetze 30 Münzen mit 6 5-Yen Stücken, die eigentlich auch nicht viel nützlicher sind. Bei der Managerin entschuldigte ich mich natürlich sofort, als ich die 39 Münzen auf den Tisch legte. Sie brachte nur einen  „haahahah“-Juchzer hervor, um ihr deutliches missfallen im Gesicht zu überspielen. Ich habe mich daraufhin noch einmal mit Verbeuger entschuldigt, was quasi vergleichbar mit 30 Rosenkränze beten ist und somit von jeglicher Sünde freiwäscht. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als mich von jeder bösen Absicht freizusprechen, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und mit mir zweimal alle Münzen durch zu zählen.  Und ich bin mir ziemlich sicher: Nach einem weiteren Verbeuger hätte ich auch mit 40063 einzelnen Yenstücken bezahlen können und sie hätte sich trotzdem noch bedankt.